Wohnutopien für Realisten – Schöttle Areal in Stuttgart, Heslach

Die Zeit ist reif für wandelbares Wohnen, verknüpfende Erschließungen und Umnutzung von Bestandsstrukturen
Masterarbeit Johanna Gegenbauer

Ziel der Arbeit war es, sich mit dem zukünftigen Wohnen in verschiedenen Bestandsstrukturen auseinanderzusetzen und dieses im gegebenen städtebaulichen Kontext zu implementieren. Das Schöttle Areal mit seinen Bestandsbauten aus mehreren Zeitepochen spiegelt eine gewachsene Stadt wider und bietet die Chance, über mehrere Bestandsgebäude hinweg den Nachweis für zukunftsfähiges Wohnen in einem prosperierenden urbanen Areal zu erbringen.

Fünf Entwurfsmaxime wurden zur Erfüllung dieses Ziels definiert:

I. Bestand erhalten: nicht nur historisch relevante Bestände sind erhaltenswert, sondern jeder Bestand gilt als Ressource zu verstehen und umzunutzen.

II. Spannungsvolle Durchblicke und Durchwegungen: Das Aufgreifen der Stuttgarter Blockrandstruktur bringt mehrere Vorteile für ein offenes, vernetztes Quartier mit. Die Ein- und Durchblicke helfen sowohl bei der Orientierung als auch beim Kurzschließen der vielen Mikro-Nachbarschaften. Gleichzeitig gelingt eine Adressbildung, da jedes Gebäude einen eigenen Zugang in die Quartiersmitte hat.

III. Bildung von (Mikro-) Nachbarschaften: zur Identifikation, Orientierung und Erweiterung der Aufenthaltsfläche wurde die Rolle der Erschließung herausgearbeitet. Diese spielt aber auch bei der Bildung von Nachbarschaften eine entscheidende Rolle: Von der Verbindung zwischen Nachbarwohnungen, über das Generieren eines Herausstellungsmerkmals für das Gebäude, bis zum prägenden Faktor der Bewegungsflüsse innerhalb des Quartiers beeinflusst.

IV. Interne Vernetzung und übergeordnete Verknüpfung der Quartiere: Innerhalb des Quartiers wird sowohl eine Vernetzung zwischen den Gebäuden als auch mit dem Freiraum angestrebt. Dies gelingt z.B. über bauliche Verbindungen, Verschränkungen von Nutzungen, kommunikativen Freiräumen und begrünten autofreien Höfen und Bewegungsflächen. Die öffentlichen Zu- und Durchgänge dienen zudem auch der Vernetzung mit angrenzenden Quartieren.

V. Vielfalt im Hinblick auf Freiraum, Nutzungen, Wohntypologien und Bewohner:innen: für ein urbanes Quartier bedarf es gemäß Hartmut Häusermann drei Elemente: Ungleichheit, Ungleichzeitigkeit und Ungleichwertigkeit. Nur wenn verschiedene Generationen, Kulturen, Lebensentwürfe, Arbeitswelten und Aufenthaltsqualitäten zusammenkommen, entsteht ein lebendiges und funktionierendes Stadtquartier.

Trotz der Herausforderungen des Bestandes wie die Gebäudetiefen, Raster oder Geschossdeckenhöhen der ehemaligen Büro- und Produktionsgebäude lassen sich verschiedene Wohntypologien und Nutzungen erfolgreich integrieren. Gerade erst diese Raumformate bergen die Chance, den Wohnungsbau neu zu denken und sich von standardisierten Wohntypologien zu lösen, Wohnformen der Zukunft zu schaffen und den Bewohner:innen viele Alternativen zur individuellen Entfaltung im nachbarschaftlichen Raum zu bieten.

Studierende

Johanna Gegenbauer
Masterarbeit Architektur
HKA – Hochschule Karlsruhe

Betreuende

Prof. Dipl.-Ing. Susanne Dürr

Prof. Dipl.-Ing. Florian Burgstaller

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Masterarbeit: Johanna Gegenbauer pdf (14 MB)
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