Vier Giebel ein Turm (Uhingen)

Im Rahmen eines Entwurf-Studios an der TU Graz haben Studierende in Zusammenarbeit mit der IBA’27 und der Stadt Uhingen die Quartiersentwicklung auf dem Gelände einer ehemaligen Spinnweberei vertieft.

Entwurf Annalena Arminger und Alexander Gündera

Städtebau

Die zwei Wohnbauten an der Ulmer Straße stellen den idealen südseitigen Einstieg in das neue Areal dar und zeihen sowohl Fußgänger als auch Radfahrer in das Gebiet. Während die Wohntypologien der beiden Bauten nicht unterschiedlicher sein könnten, verschmelzen sie in ihrer Umgebung zu einer Symbiose und ergänzen sich gegenseitig und das restliche Viertel.

Die straßenseitige angeordnete Geschäftsfläche und Einkaufsmöglichkeiten säumen die gepflasterten Wege in die Quartiersmitte und laden zum Kaffee trinken und Spazieren ein. Die Geschäftsflächen sind aber immer nur so groß, um das eigentliche Uhinger Ortszentrum nicht zu verlegen und den Ortskern in seiner jetzigen Form zu respektieren und das Quartier trotzdem zu komplettieren.

Konzept

Die Idee war es, auf dem zu planenden Quartier einen Ort zu schaffen, in dem die Nutzungen nicht getrennt voneinander sind, sondern gut durchmischt und miteinander verbunden sind, um den Bereich zu beleben und eine Ausgangslage zu schaffen in dem ein Miteinander funktionieren kann.

Durch diese Idee des Miteinanders entwickeln wir für unsere Gebäudevolumen ein Generationenwohnen, indem Menschen von Jung bis Alt zusammenleben und voneinander profitieren können und ein Galeriewohnen.

Unser Gebäudekomplex sollte sowohl auf seinen Kontext achten als auch konzeptionelle und städtebauliche Akzeptanz schaffen.

Konstruktion

Beide Baukörper werden im Skelettbau errichtet, um maximale Flexibilität der Grundrisse erzielen zu können und um spätere Umnutzungen dennoch zu ermöglichen.

Bei dem Galeriewohnen besteht die tragende Struktur aus Brettschichtholzstützen und Brettschichtholzträgern. Ausgesteift wird das System mittels Brettsperrholzwänden im Inneren des Gebäudes, diese fungieren gleichzeitig als Erschließungskerne für die Wohnungen. Das Erdgeschoss ist zurückspringend und auf den oberen Geschossen befinden sich Loggias. Die Geschossdecken bestehen großteils aus Brettsperrholzdecken, die einachsig auf den Träger gespannt ist. Bei dem Loggiabereich wurde aufgrund des barrierefreien Durchgangs die Konstruktionsart von einer flächigen Brettsperrholzdecke auf eine Balkendecke geändert. An den Flächen, wo sich die Auskragung befindet, verdoppelt sich die Brettsperrholzdecke, um die anfallenden Lasten besser ableiten zu können. Das Dach wird als Sparrendach ausgeführt und mit Zangen im oberen Bereich verstärkt. Die Zugkräfte, die ein Sparrendach erzeugt, werden einerseits konstruktiv durch die Zange verringert und andererseits mittels Fußpfetten, die mit Brettsperrholz verbunden sind, abgeleitet. Da die Brettsperrholzdecke als flächiges Element die Zugkräfte gut aufnehmen kann.

Die Grundstruktur vom Gebäude des Generationswohnens besteht wie beim Galeriewohnen aus BSH Stützen und BSH Trägern. Der Aussteifungskern wird als Stahlbeton ausgeführt, da durch die Gebäudeklasse V mehr Anforderungen an das Gebäude gestellt werden und diese unter anderem der Stahlbeton erfüllen kann. Durch die dezentrale Lage des aussteifendes Kerns muss das Gebäude zusätzlich an der Seite, wo der Hebelarm am größten ist, ausgesteift werden. Aufgrund der großen Spannweiten durch die Markthalle im Erdgeschoss und der flexiblen Grundrissgestaltung in den Obergeschossen wurde als Decke eine Kombination einer Balkendecke und einer Brettsperrholzdecke ausgewählt. Diese hat den Vorteil, größere Spannweite ableiten zu können und gut mit veränderlichen Lasten umzugehen. Diese Balkendecke wird dann einachsig zwischen den Trägern gespannt.

Galeriewohnen

Das Galeriewohnhaus stellte den Eingang in das Areal dar und beherbergt insgesamt zwölf Wohneinheiten, welche sich allesamt über zwei Geschosse erstrecken.

Um die traditionelle Bauweise aus dem Uhinger Raum aufzugreifen, wird bei diesem Baukörper das Fachwerk als Skelettbau neu interpretiert. Die fachwerksähnliche, tragende Konstruktion im Inneren des Baukörpers kann durch die unterschiedlichen Tiefen der Holzstützen als Möbelstück verwendet werden und sorgt für weitere Flexibilität und Individualität der einzelnen Bewohner:innen.

Trotz der Maisonettewohnung sind die Baukörper barrierefrei erschließbar und die Wohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss können alle behindertengerecht umfunktioniert werden. Durch die Anordnung aller essentieller Räume auf einem Geschoss kann man den Galerieraum wegtrennen und einer anderen Wohnung zuordnen.

Die Loggien der Bewohner:innen sind auf den Hof ausgerichtet, um einen Puffer zwischen dem Außenbereich der Wohnung und der Ulmer Straße zu schaffen. Die Gemeinschaftsräume, Müllräume und der Fahrradraum befinden sich allesamt im Erdgeschoss. Der Weiteren befindet sich in der Erdgeschosszone ein Krämerladen und Bäcker.

Generationenwohnen

Das Generationenwohnhaus steht mit seiner Längsseite an der Straße und leitet die Passanten entlang einer Markthalle auf den Quartiersplatz. Im Erdgeschoss öffnet sich die schöne Halle mit seiner Balkendecke straßenseitig, um Besucher:innen anzuziehen und Arbeiter:innen des Viertels eine angenehme Mittagspause oder eine schöne After-Work-Hour zu ermöglichen. Auf der Rückseite des Baukörpers hingegen schließen sich die Öffnungen, um einen privaten Zugang zu den Wohnungen zu schaffen. Nun entwickelt sich das Gebäude über fünf Geschosse hinweg und stellt hierbei vor allem seine Gemeinschaftsräume in den Vordergrund. Die einzelnen Etagen unterscheiden sich hauptsächlich durch die Wohnform, die stattfinden kann. Während Familien in Zwei- bis Dreizimmerwohnungen Platz finden, gibt es für Senior:innen oder Studierende Wohngemeinschaften.

Ziel und Konzept des Bauwerks ist es, durch prägende Gemeinschaft im Haus, ein Kreislaufwohnen zu schaffen, indem man in jeder Lebenslage einen Platz finden.

Studierende

Annalena Arminger
Alexander Gündera

Master Architektur
Entwerfen (Urban Hybrid)

Betreuende

Stephan Brugger

Prof. Tom Kaden

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