Hydrate Backnang – Wasser FÜR die Stadt
Bachelorarbeit Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung von Merlin Pott
Die Bachelorarbeit Hydrate Backnang von Merlin Pott an der Technischen Universität München beschäftigt sich mit dem IBA’27-Projekt »Backnang West«. Im Zentrum steht die konzeptionelle Weiterentwicklung des ehemaligen Industriequartiers zu einem klimaresilienten Stadtbaustein, der die Murr als zentrales Gestaltungselement neu interpretiert. Der Entwurf versteht das Gewässer nicht nur als landschaftliches Motiv, sondern als »blaues Nervensystem«, das über sichtbare Wasserverbindungen mit dezentralen Wasserknoten im Quartier vernetzt wird.
Das Projekt »Hydrate Backnang – Wasser FÜR die Stadt« befasst sich mit der Aufwertung eines ehemaligen Industrieareals in Backnang, im Großraum Stuttgart. Die durch den Fluss Murr geprägte Stadtstruktur wird hinsichtlich der drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales) untersucht.
Aus der Analyse leiten sich fünf Herausforderungen ab. Diese sind die fehlende Zugänglichkeit des Fließgewässers durch den Uferverbau, die Sichtbarkeit des Quartiers im Stadtkontext, die starke Versiegelung ehemaliger Industrie- und Parkflächen, die drohende Hochwassergefahr und die verlorene Flussidentität der Stadt.
Das Konzept des Blauen Nervennetzes, das den zentralen Nervenstrang – die Murr – über ein peripheres Nervensystem – sichtbare Wasserleitsystem im Außenraum- mit neuen Knoten der Wassersammlung – »Hydrologische Impulsknoten« – verbindet, holt das Wasser zurück in die Stadt. Dabei akkumulieren sich Impulsknoten zu einer größeren Einheit – die funktionalen Cortexe -, die die urbanen Hauptfunktionen Wohnen, Versorgen, Arbeiten und Erholen übernehmen. Alle Funktionen werden dabei eng mit dem Element Wasser verwebt, um die verlorene Symbiose zwischen Stadt und Wasser wiederherzustellen.
Eine zum Flussraum öffnende Gebäudestruktur und klare Sichtbarkeit des Gewässers stellen die Wahrnehmbarkeit der Murr wieder her. Neue und kontinuierliche Wegeverbindungen durchziehen das Projektgebiet und verbessern zusätzlich die Anbindung der Umgebung. Durch eine weitreichende Entsiegelung der Parkflächen in der Flussschleife zu Retentionsräumen entsteht eine selbstdynamisierende Schwemmlandschaft. Dadurch können Bedürfnisse des Hochwasserschutz gedeckt werden und Ökosysteme entlang des Fluss renaturieren. Zusammenfassend verbessern sich trotz höherer baulicher Dichte Versiegelungsgrad, Anzahl der Arbeits- und Wohnplätze und Durchgrünung des Gebiets. Backnang West wird dadurch ein Quartier mit klimaresilienter und lebenswerter Zukunft.
Franziska Bettac, Projektleiterin bei der IBA’27: »Mit Hydrate Backnang zeigt Merlin Pott, wie das IBA’27-Projekt Backnang West konsequent mit dem Ziel der Klimaresilienz gedacht werden kann. Seine Arbeit verknüpft die Murr mit dem Stadtraum und schafft ein lebendiges, blaues Nervensystem, das Wohnen, Arbeiten und Erholen mit dem Element Wasser verbindet. Damit macht die Bachelorarbeit deutlich, welches Potenzial junge Planerinnen und Planer für die Weiterentwicklung zukunftsfähiger Quartiere entfalten und welche entscheidende Rolle die Landschaftsarchitektur bei der Klimadaption bestehender Gewerbegebiete spielt.«
Student
Merlin Pott
Betreuer
Prof. Dr. Udo Weilacher
Pierfrancesco Stella