Sympathiequartier Vaihingen – nachhaltig, divers, urban

Entwurf von Miriam Porro, Sophia Hälterlein, Julius Jursch, Luise Lonnemann, Anna Herbert 

Der Entwurf ist Teil eines urbanen Experiments am Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen, das die Hochschule für Technik im Wintersemester 2023/2024 für Studierenden des Masters Stadtplanung angeboten hat. Weitere Informationen zur Entwurfsaufgabe

Das städtebauliche Raster des neuen Quartiers orientiert sich an der bestehenden Erschließungs- und Blockstruktur des Synergieparks. Die Fluchten der Kupferstraße, Schockenriedstraße und der Industriestraße werden in Richtung Westen zur Bahntrasse hin weitergeführt und unterteilen das neue Quartier so in drei Bereiche. Auf diese Weise wird die neue Bebauung gegliedert, es werden Sichtbeziehungen geschaffen und die Durchlüftung des Quartiers wird gewährleistet. Darüber hinaus ist die bestehende Grünstruktur zwischen Schockenriedstraße und Industriestraße zusammen mit dem regionalen Grünzug, der durch die Schockenriedstraße verläuft, bestimmend für die städtebauliche Gliederung. Auf Grund dieser Situation sieht der Entwurf drei bauliche Schwerpunkte und einen großen grünen Schwerpunkt vor: Das erste Baufeld befindet sich nördlich der Kupferstraße, das zweite südlich der Kupferstraße, das dritte Baufeld ergibt sich zwischen Schockenried- und Industriestraße. Auch südlich der Industriestraße ist ein Gebäude geplant, dieses ist jedoch marginal. Der grüne Schwerpunkt bildet sich rund um das westliche Ende der Schockenriedstraße aus und befindet sich so zwischen Baufeld zwei und drei. 

Die städtebauliche Typologie ergibt sich aus dem Nutzungsschwerpunkten der jeweiligen Blöcke und wird auch durch die Zuschnitte der Baufelder mitbestimmt. In Baufeld Eins können durch die gewählte Wohnhof- Typologie zum einen städtebauliche prägende Kanten zu den umgebenden Straßen hin ausgebildet werden, zum anderen kann ein attraktiver wohnungsnaher Freiraum im geschützten Blockinnenbereich entstehen. Ein weiterer Hof-Typus wird im Zweiten Baufeld vorgesehen. Auch in diesem Bereich ist die Qualität eines geschützten Innenhofs wichtig um dem dort angesiedelten Circuleum bzw. Jugendhaus angemessene Freiflächen zum Proben, Arbeiten und Verweilen anbieten zu können. 

Im südlichen Baufeld wird die Bebauung linear als Reihentypus ausgestaltet. Sie stellt an dieser Stelle das Gegenüber zum parallel verlaufenden Grünraum dar, dieser ist dicht bebaumt und wirkt so raumbildend. Zwischen den beiden räumlichen Elemente entsteht eine Passage, die den zentralen Quartierseingang mit dem im Norden an das Baufeld angrenzenden „Sympathiepark“ verbindet. Die Entreesituation im Süden des Baufeldes ergibt sich aus der dort endenden Bahnhofsunterführung, die die Hauptverbindung mit den nördlich der Bahn gelegenen Bestandsquartieren darstellt. Zur Betonung des Quartierseingangs wird ein Platz formuliert, der von zwei Solitären von Süden gefasst wird. In Richtung Norden geht der Platz in die Passage über, wodurch die BesucherInnen des Quartiers in diese Richtung geleitet werden. 

Auf Grund der Lage des Plangebietes direkt an der Bahntrasse spielt der Lärmschutz des neuen Quartiers eine große Rolle. Der Entwurf sieht deshalb innerhalb der drei Baublöcke parallel zur Bahntrasse stets eine durch zusammenhängende Gebäude in sich geschlossen Bebauung vor, die so als Lärmschutzriegel dient. Auch in den Grundrissen und der Erschließungsform wird auf die hohe Lärmbelastung reagiert: Zur Bahntrasse hin orientieren sich nur die Erschließungsflächen und Nebenräume der Gebäude. Besonders bedeutend wird der Lärmschutz im ersten Baufeld, in welchem die Wohnnutzung dominiert. Hier wird das parallel zur Bahn verlaufende Gebäude zusätzlich durch eine Laubengangerschließung auf der lärmausgerichteten Gebäudeseite vor Geräuschimmissionen geschützt. 

Die städtebauliche Setzung sieht in jedem Baufeld einen Hochpunkt als Landmarke und Akzentuierung der Bebauung vor. Im ersten Baufeld ist das nördlichste Gebäude als Hochhaus ausgebildet und tritt so in Beziehung zu den bereits am Vaihinger Bahnhof bestehenden Hochhäusern. Die anderen beiden Hochpunkte befinden sich unter der Hochhausgrenze und spielen so innerhalb des Quartiers eine Rolle als Orientierungspunkt. Die weiteren Gebäude staffeln sich in einer Geschossigkeit zwischen vier bis sieben bzw. acht Vollgeschossen. Im Süden des Quartiers sind die Gebäude niedriger, sie sind zwischen vier und sechs Geschossen hoch; in den nördlichen beiden Baufeldern schwanken die Gebäudehöhen zwischen vier und acht Vollgeschossen. Generell sind die Gebäude direkt an der Bahnlinie höher ausgestaltet als die restlichen Gebäude in den jeweiligen Blöcken. Neben dem Lärmschutz verbessert diese Höhenstaffelung.

Zum Entwurf »Sympathiequartier Vaihingen«

Hans-Peter Künkele, Projektleiter bei der IBA’27 für das Vorhaben AufentHaltestelle Zukunft: »Für uns als IBA entstanden spannende Entwurfskonzepte für die frühere Aurelisfläche‹ am Bahnhof Vaihingen. Die schmale Entwicklungsfläche ist als IBA’27-Netzvorhaben mit komplexen Anforderungen belegt. Die Studierenden erarbeiteten ihre Entwürfe unter Anleitung von Prof. Laux und seinem Team mit sehr hohem Anspruch in interdisziplinären Gruppen. Die unterschiedlichen Planungen zeigen auf, wie die Brachfläche parallel zur Bahntrasse zu einem zukunftsweisenden urbanen Stadtraum transformiert werden kann. Dabei nahmen die Studierenden die Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses sehr ernst und entwickelten diese zu transitorientierten urbanen Stadträumen weiter. Das Forschungsprojekt S210 für ein zirkuläres Bauwerk aus gebrauchten Schalungselementen des Projekts Stuttgart 2 und die Zwischennutzung ›Circuleum‹ wurden in die Entwürfe ebenfalls integriert. Als add on übersetzten die Studierenden ihr Entwürfe in eine Planungssprache, die auch Kinder und Jugendliche anspricht. Das hohe Niveau der Arbeiten ist beeindruckend.«

Studierende

Miriam Porro
Sophia Hälterlein
Julius Jursch
Luise Lonnemann
Anna Herbert 

Betreuende

Prof. Dr. Gunther Laux

Sandra Patzelt (Landschaft/Freiraum)
Malte Novak (Erschließung/Mobilität)
Olaf Hildebrandt (Energie und Nachhaltigkeit)

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