Connect 714. Urbane Perspektive Vaihingen
Entwurf von Luca Barth, Jan Essling, David Gschwind, Jonas Zyder
Der Entwurf ist Teil eines urbanen Experiments am Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen, das die Hochschule für Technik im Wintersemester 2023/2024 für Studierenden des Masters Stadtplanung angeboten hat. Weitere Informationen zur Entwurfsaufgabe
Der städtebauliche Entwurf Connect 714 setzt sich mit dem Gebiet südöstlich des Bahnhofs im Stuttgarter Stadtbezirk Vaihingen auseinander. Dabei fließen sowohl Aspekte der näheren Umgebung als auch Einflüsse auf gesamtstädtischer Ebene in die Planung mit ein. Die vielversprechende Lage in direkter Nähe zum Bahnhof wird durch den zentral gelegenen Stadtpark ergänzt. Dieser ist Teil einer ausgeprägten Grünraumstruktur, die sich in Form von sechs Gründingern in den Stadtbezirk hineinzieht, sich jedoch zum Zentrum hin verliert. Der städtebauliche Entwurf nimmt diese Grünstruktur auf und stellt im Weiteren die fehlende Verknüpfung her.
Ein weiterer Aspekt ist die blaue Infrastruktur, die sich in Form des Sindelbachs zeigt, deren Potenzial jedoch bisher nicht ausgeschöpft wird. Der Entwurf greift diesen auf und stellt eine Verbindung zur grünen Infrastruktur her. Durch diese Verknüpfung kann ein klimaresilientes Quartier geschaffen werden, das sowohl ökologische als auch städtebaulich nachhaltig ist und einen Mehrwert für ganz Vaihingen bietet.
Die Baukonstruktion in Vaihingen zeichnet sich durch eine grobkörnige gewerbliche Struktur und eine eine feinkörnige Wohnstruktur aus. Im Moment fehlt jedoch ein fließender Übergang zwischen diesen beiden Strukturen. Connect 714 schafft deshalb mit einer mittelgroßen Körnungsstruktur einen fließenden Übergang, wodurch nicht nur eine harmonische Verbindung zwischen Gewerbe und Wohnen, sondern auch die soziale Durchmischung und ein lebendiges und attraktives Stadtquartier gefördert wird.
Das vorrangige Ziel des Entwurfs liegt in der Verknüpfung des Grünraums von West nach Ost, um eine harmonische, klimafreundliche Grünstruktur zu schaffen. Um die bereits bestehenden Grünräume optimal miteinander zu verknüpfen, ergibt sich für das Planungsgebiet ein großräumiger zusammenhängender Freiraum, welcher von zwei urbanen Schwerpunkten umschlossen wird.
Der Freiraum bringt eine hohe Lebensqualität ins Gebiet, die sowohl den Bedürfnissen der Bewohner:innen als auch den ökologischen Aspekten gerecht wird. Die angestrebte hohe Dichte der urbanen Schwerpunkte begründet sich durch die optimale Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz in Verbindung mit dem akuten Wohnraummangel im Ballungsraum Stuttgart.
Die Planung der urbanen Gebiete setzt auf eine offene Bebauungsstruktur mit robusten Punktgebäuden, die durch die Fortführung vorhandener Sichtachsen entstehen. Dabei wird besonderes Augenmerk auf den Schutz vor Lärmimmissionen gelegt. Verschiedene Lärmschutzmaßnahmen reduzieren die Schallausbreitung im Gebiet auf ein Minimum.
Die unter Berücksichtigung einer optimalen Besonnung festgelegten Gebäudehöhen führen nicht nur zu einer angenehmen Wohnqualität, sondern schaffen auch markante Landmarks. Diese verleihen dem Gebiet eine eigene Identität und verbessern die Orientierung.
Darüber hinaus entstehen durch die markanten Gebäudegrundrisse gemeinschaftliche Plätze und Freiräume, die bewusst öffentlich gestaltet werden. Dies fördert die soziale Interaktion und schafft lebendige, offenen Räume für die Bewohner:innen und Besucher:innen. Durch diese ganzheitliche Planung entstehen nicht nur Wohnräume, sondern lebendige Stadtviertel, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden.
Zum Entwurf »Connect 714. Urbane Perspektive Vaihingen«
Hans-Peter Künkele, Projektleiter bei der IBA’27 für das Vorhaben AufentHaltestelle Zukunft: »Für uns als IBA entstanden spannende Entwurfskonzepte für die frühere ›Aurelisfläche‹ am Bahnhof Vaihingen. Die schmale Entwicklungsfläche ist als IBA’27-Netzvorhaben mit komplexen Anforderungen belegt. Die Studierenden erarbeiteten ihre Entwürfe unter Anleitung von Prof. Laux und seinem Team mit sehr hohem Anspruch in interdisziplinären Gruppen. Die unterschiedlichen Planungen zeigen auf, wie die Brachfläche parallel zur Bahntrasse zu einem zukunftsweisenden urbanen Stadtraum transformiert werden kann. Dabei nahmen die Studierenden die Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses sehr ernst und entwickelten diese zu transitorientierten urbanen Stadträumen weiter. Das Forschungsprojekt S210 für ein zirkuläres Bauwerk aus gebrauchten Schalungselementen des Projekts Stuttgart 2 und die Zwischennutzung ›Circuleum‹ wurden in die Entwürfe ebenfalls integriert. Als add on übersetzten die Studierenden ihr Entwürfe in eine Planungssprache, die auch Kinder und Jugendliche anspricht. Das hohe Niveau der Arbeiten ist beeindruckend.«
Studierende
Luca Barth
Jan Essling
David Gschwind
Jonas Zyder
Betreuende
Prof. Dr. Gunther Laux
Sandra Patzelt (Landschaft/Freiraum)
Malte Novak (Erschließung/Mobilität)
Olaf Hildebrandt (Energie und Nachhaltigkeit)